Fotografieren gehört zu meinem Leben, genau wie Lesen, Wandern, Essen und Trinken.
Als ferventer Diafotograf habe ich – das war wohl in der Steinzeit – begonnen, mich ernsthaft mit dem Thema Fotografie zu beschäftigen.
Doch schon bald sollte mich das Papierbild faszinieren. Über zwei Jahrzehnte lang beschäftigte ich mich fast ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Fotografie.
Doch irgendwann merkte ich , dass es unausweichlich war, je nach Motiv S/W oder Farbe zu verwenden.
Fotografieren ist für mich ein Zusammenschluss von mehreren Aktivitäten:
Als Fotograf muss ich mir
- überlegen, was ich festhalten möchte
- den richtig Ort und Bildwinkel finden
- zur richtigen Tageszeit die Aufnahme auf Film oder Speicherkarte bringen
- das Bild ausarbeiten
Zur Ausarbeitung gehören dann wieder mehrere Schritte. Der wichtigste ist die Antwort auf die Frage zu finden : „Wie schaffe ich es, die Stimmung, die ich bei der Aufnahme empfunden habe, in dem Bild wiederzugeben und zu vermitteln?“
Dieses ist ein Schritt, der meistens nicht, odewr ungenügend, auf dem Speichermedium berücksichtigt wird. Allein vom Lichtumfang her ist das menschliche Auge jedem Objektiv und jedem Speichermedium weit überlegen. Das Auge kann blitzschnell von hell auf dunkel und von dunkel auf hell umstellen, auch die Scharfstellung zwischen nah und fern klappt ohne unser wissentliches Zutun. Somit nehmen wir intuitiv eine Landschaft als ganzes gestochen scharf wahr, und sie erscheint uns meistens optimal ausgelichtet (außer wir sind gezwungen, direkt ins grelle Sonnenlicht zu blicken). Da hilft uns natürlich unser hauseigener Bordcomputer im Kopf, diese in Wirklichkeit schnell aufeinanderfolgenden Informationen voll Helligkeit und Schärfe zu einem einzigen Bild verschmelzen zu lassen.
Für ein Foto muss der Fotograf allerdings dafür sorgen, dass die Rohdaten der Aufnahme (ein Himmel mit bedrohlichen Wolken mag doch ein paar Blenden heller sein als das Parkgelände im Vordergrund) zu einem Bild verschmelzen, das dem Bild im Kopf des Betrachters entspricht (nämlich bedrohlich dunkle Wolken, die dem Picknick im Park ein vorzeitiges Ende verheißen , über einem noch in der Sonne liegenden idyllischen Plätzchen).
Diese ganz persönliche Ausarbeitung hat es in der Fotografie (genau wie bei allen anderen Kunstrichtungen) noch immer gegeben. Nicht nur die Digitalfotografie ermöglicht Bildbearbeitung. Jeder, der sich intensiv mit analog Fotografie beschäftigt hat, weiß um die unendlichen Möglichkeiten bei der Auswahl von Entwicklern, den höchst unterschiedlichen Resultaten bei wechselnder Verdünnung. Fotopapiere gab es – und gibt es – in unzähligen Oberflächen und Tönen, Gradationswahl, Vorbelichten, Nachbelichten, Bleichen, Tonen und vieles andere mehr wurde genutzt, um einem Bild Charakter zu verleihen. Einkopieren und Retuschieren sind genauso wenig eine Software-Erfindung wie Bildverfremdungen.
Einziger Unterschied: Vieles läuft in Software-Programmen automatisiert ab, und scheint so auf den ersten Blick einfacher. Man merkt allerdings schnell, dass zum zu erzielenden Endfoto selten die Karten ganz aus der Hand gegeben werden können: Bilder Entwickeln war, ist und wird auch in Zukunft immer mit Arbeit verbunden sein.